St. Martin in Fürth - Porträt einer evangelischen Kirchengemeinde

Die Lage

Unsere Kirchengemeinde liegt im Westen der Stadt Fürth. Sie umfasst das Gebiet des „Eigenen Heims“ und der „Schwand“. Sie zieht sich über den Scherbsgraben bis zur Siebenbogenbrücke und im Westen über die Unterfarrnbacher Straße und die Mühltalstraße bis zum sogenannten „Solarberg“ direkt vor Vach. Von der Innenstadt ist die Kirchengemeinde durch den Wiesengrund und die Rednitz getrennt. Im Gemeindebereich wohnen ca. 5000 evangelische Christen. Zwei Pfarrer sind momentan in besonderer Weise für die Seelsorge zuständig. Mehr als 220 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterstützen auf vielfältige Weise die Gemeindearbeit.

 

 

Die Anfänge der Martinsgemeinde im letzten Jahrhundert

Die Kirche ist das zentrale Gebäude einer christlichen Gemeinde. Anfänglich stand an der Hochstraße lediglich ein Holzkirchlein, das im Jahr 1927 erbaut wurde, weil im Fürther Westen die Bevölkerungszahl zunahm. Die Gemeinde bekam einen eigenen Pfarrer, der im Pfarrhaus an der Vacher Straße wohnte (heute Kindergarten). Vorher gehörte unsere Gemeinde zu St. Michael in der Fürther Innenstadt.

Dann aber kam der zweite Weltkrieg. Im letzten Kriegsjahr, 1945, fiel bei einem Fliegerangriff eine Brandbombe auf das alte Martinskirchlein, so dass es ausbrannte. Aber bereits fünf Jahre später wurde hier mit den bescheidenen Mitteln, die damals zur Verfügung standen, wieder eine neue Kirche erbaut. Die Martinskirche stammt also aus den ”Gründerjahren” nach dem zweiten Weltkrieg. Der Baustil ist schlicht und einfach. Der durch die Verwendung von Holz warmherzig und freundlich gestaltete Innenraum der Kirche bietet Platz für mehr als 400 Menschen. Die Martinskirche liegt nahe an der Stadt und befindet sich doch im Grünen. Viele Bäume und Sträucher im Umgriff der Kirche spenden im Sommer Schatten. Zahlreiche Vögel und Eichhörnchen haben hier ihr Zuhause gefunden.Die Gemeinde wuchs nach dem Krieg ständig an und musste anfangs der 60er Jahre sogar geteilt werden. So entstand die Nachbargemeinde ”Heilig Geist” auf der Fürther Hardhöhe.

Der Name unserer Gemeinde ist Programm

Die Gemeinde trägt ihren Namen “St. Martin” in Anlehnung an die erste Kapelle in Fürth, die als Gründung Kaiser Karls des Großen im 9. Jahrhundert im Wiesengrund erbaut wurde. Der heilige Martin gilt seit alter Zeit als gutes Beispiel für den christlichen Glauben. So wie er einst seinen Mantel teilte, um die andere Hälfte einem armen Bettler zu geben, so sollen auch wir füreinander sorgen und da sein.Aus diesem Grund gehen wir auch heute auf die Menschen zu, so wie es auch Christen in anderen Gemeinden tun:

Wir taufen und stellen Menschen unter Gottes Schutz und Segen

Wir bieten Kindergartenplätze an (3-gruppiger Kindergarten St. Martin, Finkenschlag 43 und 1gruppiger Kindergarten St. Martin, Jakob-Henle-Str. 44)

Wir machen Konfirmanden und Konfirmandinnen mit dem Glauben der Christen vertraut und bieten offene und gemeindliche Jugendarbeit an

Wir laden Eltern und Erwachsene zum Gespräch und zur Begegnung ein

Wir erbitten in der kirchlichen Trauung Gottes Segen für junge Ehepaare

Bei uns treffen sich Frauengruppen und eine Seniorengruppe

Wir laden zu gemeinsamen Veranstaltungen von evangelischen und katholischen Christen ein.

Wir besuchen Kranke und begleiten Menschen, die gestorben sind, auf dem letzten Weg.

Und wir schließen aus unserer Mitte niemanden aus, der ohne Glauben ist oder der einer anderen Religion angehört. Am deutlichsten wird dies in unseren zwei Kindergärten. Weil Gott alle Menschen ohne Unterschied liebt, nehmen auch wir uns um alle Menschen an, die zu uns kommen.

Zu unserem Gemeindenamen „St. Martin“ fügt sich gut, dass wir im Jahr 1999 einen Diakonieverein St. Martin e.V. gegründet haben. Durch die Mitgliederbeiträge helfen wir mit, die Arbeit einer Krankenschwester zu finanzieren, von der die häusliche Krankenpflege durchgeführt wird. So können viele ältere Mitbürger noch in ihren eigenen vier Wänden wohnen und müssen nicht in ein Pflegeheim überwiesen werden.

Unserer Häuser und was darin stattfindet

Für die kirchliche Arbeit stehen die Martinskirche mit Pfarrhaus und Gemeindesaal oberhalb der Billinganlage (3 Minuten von der U-Bahnhaltestelle Klinikum) sowie ein zweites Gemeindezentrum am Finkenschlag 41 zur Verfügung.

Im Pfarrhaus ist die Gemeindeverwaltung untergebracht. Wenn Sie ein Anliegen an die Gemeinde oder an mich haben, können Sie uns am besten dort erreichen.

In den zwei Kindergärten am Finkenschlag 43 und in der Jakob-Henle-Straße 44 wird Platz für 100 Kinder geboten. Wir sind immer bemüht, unsere Arbeit so zu gestalten, dass wir Ihnen, den Eltern und den Kindern, am besten entgegenkommen. Wir bemühen uns, auf dem Stand moderner Pädagogik mit den Kindern zu arbeiten und Ihnen zu helfen, dass sie Wege in das Leben finden können.

Im Gemeindehaus am Finkenschlag 41 geht es an mindestens fünf Tagen der Woche sehr betriebsam zu. Die Gruppen des Kinderclubs St. Martin e.V., die Angebote der Offenen Jugendarbeit, für die wir eine hauptamtliche Jugendreferentin angestellt haben, der Familien- und Erwachsenenkreis, die Kirche Kunterbunt jeweils am 3. Sonntag im Monat, das Geburtstagscafé, der Gospelchor Red´n´Blue, die Gymnastikgruppe, die Meditationsgruppe und weitere Gruppen kommen regelmäßig in diesem Gemeindehaus zusammen, das im Jahr 2003 auf zwanzig Jahre zurückblicken kann.

An den Sonn- und Feiertagen laden wir zu den Gottesdiensten in die Martinskirche ein. Immer wieder werden auch besondere Gottesdienste für Familien angeboten.

Auch im Gemeindesaal in der Hochstraße 12 treffen sich Gemeindegruppen: Die Konfirmanden (30-40 Jugendliche), der Seniorenkreis, und noch viele weitere Gruppen und Zusammenkünfte.Inmitten unseres Gemeindegebietes befindet sich auch das Klinikum der Stadt Fürth, in dem zwei Klinikpfarrer arbeiten.

Zwischen der Klinikseelsorge und der Arbeit der Kirchengemeinde besteht eine enge Zusammenarbeit.

Unsere Gemeinde ist aus einer vielschichtigen Bevölkerung zusammengesetzt. Hier wohnen junge Familien mit ihren Kindern ebenso wie ältere Menschen, die in mehreren Altenheimen betreut werden. Hier sind besonders viele Arbeitnehmerfamilien zuhause, aber ebenso leben einige prominente Bürger in unserer Mitte. Dass Fürth traditionell eine Arbeiterstadt gewesen ist zeigt sich noch heute an der Zusammensetzung unserer Gemeinde.

Geschichte der Martinskapelle

 

Am 8.10.1922 wurde in einem Festgottesdienst der erste Geistliche von Sankt Martin in Fürth, Pfr. Fritz Käferlein, eingeführt und von da an wurden regelmäßig Gottesdienste im Fürther Westen, im Betsaal in der Vacher Str. 23 (damals noch Flughafenstraße), gefeiert. Für die stetig wachsende Gemeinde wurde aber der Betsaal allmählich zu klein und deshalb kaufte man im Sommer 1927 für 3000 Mark eine 40 Meter lange ausgediente Flughafenbaracke. Diese Baracke wurde in zwei Teile geteilt; der kleinere Teil ging nach Stadeln und aus dem größeren Teil wurde dann eine Notkirche, die sog. Martinskapelle, in nur drei Monaten fertiggestellt.

Der Kirchenraum war 6 Meter breit und 25 Meter lang, so dass bequem 250 Personen in dem Kirchlein Platz fanden. Die Baukosten betrugen damals 32.000 Mark.

Nachdem am 15. Oktober 1927 die beiden Kirchenglocken „Frieden“ (Joh. 3,16) und „Hoffnung“ (Röm. 5,5) mit einem festlich geschmückten Pferdegespann in die Hochstraße gebracht worden waren, fand am 23. Oktober 1927 die feierliche Weihe statt. Die Festpredigt hielt Stadtpfarrer Fronmüller.

Die Zerstörung der Martinskapelle:

Auszug aus der Gemeindechronik von Hans-Peter Hübner und Georg Mader „Der erste Vorbote kommenden Unheils stellte sich bereits 1944 ein. Bei einem Luftangriff auf Fürth am 10. September blieb der Blindgänger einer Brandbombe in der Nähe des Luther-Bildes im Boden der Kirche stecken, ohne dass jedoch größerer Schaden entstand... Kurz vor Kriegsende wurde die Martinsnotkirche am 21. Februar 1945 selbst Opfer eines Tagesangriffs...Pfarrer Eduard Winter ... wurde zuerst auf den Brand aufmerksam gemacht, als er im Altenheim an der Würzburger Straße Dienst tat. Er eilte sofort zur Notkirche, aus deren Turmhelm leichte Rauchwolken hervorquollen. ...Mit vereinten Kräften konnten die meisten Einrichtungs- und Ausschmückungsgegenstände, so das Kruzifix, die hl. Gefäße, der Altar und die Altarsbekleidung, die Bilder und ein Kronleuchter gerettet werden.“

Das Feuer aus dem Turm griff aber sehr schnell auf die gesamte Kirche über und das Holzkirchlein brannte bis auf die Grundmauern nieder, wie auf dem beiliegenden Bild zu sehen ist.

Mahnung zum Frieden:

Die Zerstörung der Martinskapelle im 2. Weltkrieg ist leider kein Einzelschicksal gewesen. Viele Kirchen brannten im ganzen Land, besonders in den Großstädten.

Auch in unserer Nachbarstadt Nürnberg wurden viele evangelische und katholische Kirchen ein Raub der Flammen.

Nicht verschwiegen werden soll die Zerstörung von jüdischen Synagogen, angestachelt durch eine rassistische und menschenverachtende Ideologie. So wurde auch die 1617 eingeweihte Fürther Hauptsynagoge in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10.11.1938 zerstört.

Anläßlich des 70. Jahrestag der Zerstörung der Fürther Martinskapelle wurde eine Ausstellung erstellt, die Sie als PDF ansehen können.